TRACTO INSIDER
IN GUTER GESELLSCHAFT: IM GESPRÄCH MIT P. SCZEPANSKI, MAWV

„ES GIBT KEIN ARGUMENT, NICHT GRABENLOS ZU BAUEN.“
Ein Gespräch mit Peter Sczepanski, Verbandsvorsteher des MAWV, über die Vorzüge des grabenlosen Bohrens
Herr Sczepanski, wofür steht der MAWV und welche Ziele verfolgt Ihr Verband?

Wir als Verband stehen für eine sichere und zuverlässige Ver- und Entsorgung mit vergleichsweise niedrigen Gebühren. Das kommt natürlich nicht von selbst. Der Verband investiert ständig in die Infrastruktur. Das waren alleine in 2020 17,4 Mio. €. Über ein Monitoring versuchen wir Schwachstellen zu erkennen und diese vorbeugend zu beheben.

Zukünftig möchten wir diese Zuverlässigkeit nicht nur erhalten, sondern noch weiter ausbauen. Auch der Umweltschutz ist für uns von besonderer Bedeutung. Unser Claim lautet „Wasser ist unsere Natur“. Daher ist es für uns ein besonderes Ziel, künftig komplett klimaneutral zu sein. Im Bereich des Trinkwassers haben wir das als einer der ersten Verbände in Deutschland bereits erreicht. Im Schmutzwasserbereich soll dieses Ziel 2021 erreicht werden.


Was sind die wichtigsten Erfolge, die der MAWV gemeinsam mit seinen Mitgliedskommunen auf der Wasser- und der Abwasserstrecke erreicht hat?

Der Verband pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Mitgliedskommunen. Daher geschehen viele Abstimmungen zwischen Kommune und Verband auf kurzem Wege. Da sind die frühzeitigen Abstimmungen und Koordinierungen zwischen unseren Baustellen und den Straßenbau-Baustellen der Kommunen zu erwähnen. Aber auch das Vertrauen der Kommunen in unseren Verband, dass wir beispielsweise die Verkehrsraumeinschränkungen nur in dem Umfang tätigen, wie er unbedingt erforderlich ist. Ein Erfolg ist sicherlich auch, dass von Beginn an gemeinsam Entscheidungen in Abwägung des Für und Wider für den Bürger und den Verband getroffen wurden. Das führte letztendlich dazu, dass der Verband immer eine finanzielle Grundlage besaß, um seine Aufgaben verrichten und investieren zu können.


Wie viele der Baustellen werden durch grabenlose Technologie saniert bzw. neu erschlossen?

Grundsätzlich wird bei uns nahezu jede Baumaßnahme grabenlos geplant und ausgeführt. Wir investieren in die Rohrleitung und nicht in den Straßenbau und in die Erdarbeiten. Darüber hinaus ist es für unseren Verband selbstverständlich, die Verkehrsraumeinschränkungen gering zu halten. Natürlich gehören zu jeder Baumaßnahme auch Bereiche mit offenen Baugruben usw. Die gilt es aber zu reduzieren und nur auf das Notwendigste einzuschränken.

So setzen wir beim Neubau von Leitungen fast ausschließlich das Horizontalspülbohr-Verfahren ein. Ein mittlerweile mehr als etabliertes Verfahren, welches auch von fast allen regionalen Tiefbaufirmen angeboten wird. Neben dem Neubau von Leitungen steht zukünftig auch die Sanierung von Leitungen immer mehr im Fokus. Auch hier streben wir grabenlose Technologien an. Gerade in diesem Jahr haben wir viele unserer Schmutzwasserkanäle mit verschiedenen Grabenlos-Technologien erfolgreich saniert. Die Bevölkerung hat davon kaum etwas mitbekommen, ein voller Erfolg.


Ist Trenchless Technology für Sie bereits Alltag?

Ja, das kann man so sagen. Für unseren Verband ist das Thema kein Zukunftsthema, sondern Gegenwart. So ist es für uns z. B. auch ein Selbstverständnis in der GSTT, also der German Society of Trenchless Technologies, Mitglied zu sein.

Ich sehe es so: Es gibt heute eigentlich kein Argument mehr, nicht grabenlos zu bauen. Es gibt nahezu für jeden Anwendungsfall eine entsprechende grabenlose Technologie. Die Hersteller von Materialien, beispielsweise Rohre, haben auch für grabenlose Technologien Lösungen entwickelt.

Zudem gibt es sowohl für den Kanalbereich als auch für den Druckrohrbereich ein Regelwerk für die grabenlosen Technologien. Die Einhaltung dieser Standards lässt eine Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren erwarten. Soviel zum Thema Nachhaltigkeit. Apropos: Der Umweltaspekt ist generell wichtig. Bei jeder grabenlosen Bauweise wird gegenüber einer konventionellen, offenen Bauweise CO2 eingespart. Dazu kommen Lärm, Baustellenverkehr, Staus, Zeit u.v.m.


Ganz konkret: Im Ort Weißenfels wurde gerade ein Mischwasserkanal an einer der wichtigsten Straßen der Stadt grabenlos mittels Berstlining erneuert und dabei gleichzeitig vergrößert. Was waren speziell hier die Vorteile der grabenlosen Technologie in Bezug auf Infrastrukturschonung, Verkehr und Anwohner?

Bei dieser Baumaßnahme sind die Vorteile der grabenlosen Bauweise voll zum Tragen gekommen. Ich bin mir dabei ziemlich sicher, dass die Baumaßnahme übrigens auch aus der Kostensicht besser als eine offene Bauweise dasteht.

500 m Kanal bedeuten bei einer offenen Bauweise eine Menge an Erdbewegungen, Straßenaufbruch und Straßenwiederherstellungsarbeiten. Das alles fiel weg oder musste nur in geringerem Umfang ausgeführt werden. Die Umwelt, die Anwohner und die Autofahrer wurden entlastet.

Ähnliche Beispiele haben wir in unserem Verbandsgebiet natürlich auch. In diesem Jahr haben wir z. B. knapp einen Kilometer einer Trinkwasserleitung DN 600 mit einem grabenlosen Verfahren saniert. Sechs punktuelle Baugruben waren erforderlich und der Verkehr war zu keiner Zeit unterbrochen. Mehrfach habe ich überlegt, ob wir diese Baumaßnahme heute überhaupt in offener Bauweise genehmigt bekommen hätten. Wir hätten Bäume fällen müssen, den Verkehr umleiten, Lösungen für die vielen Anlieger treffen müssen usw. Nein, ich bleib bei meiner Meinung, offene Bauweise war gestern, grabenlos ist heute.


Vielen Dank, Herr Sczepanski.
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