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Im Fokus: Unterquerung des
MAIN-DONAU-KANALS

Unterquerung
des MAIN-DONAU-
KANALS

Wenn Altes marode wird, stellt sich eine Frage: Wiederaufbau oder neue Wege gehen? So auch im Falle der Fürther Hafenbrücke am Main-Donau-Kanal. Als sie 50 Jahre auf dem Buckel hat, muss über Abriss oder Sanierung entschieden werden. Doch was soll derweil mit den Versorgungsleitungen für Strom und Telekommunikation passieren, für die die Brücke ein notwendiges Trägerobjekt darstellt? Ein klarer Fall für grabenlose HDD-Technik!

Die knapp 130.000 Einwohner starke Großstadt Fürth im beschaulichen Mittelfranken gehört mit Erlangen zur Metropolregion Nürnberg und damit zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Umschlagplätzen Bayerns und vor allem des Frankenlandes. Doch auch jede Menge Idylle findet sich hier: Nordwestlich der Altstadt schlängelt sich die Regnitz an historischen Gemäuern vorbei, im Westen fließt der Main-Donau-Kanal vor den grünen Hängen des Fürther Stadtwalds. Hier liegt auch der kleine, aber feine Hafen mit seiner vor knapp 50 Jahren erbauten Hafenbrücke. Und genau diese Idylle wurde Ende 2021 zum Schauplatz eines HDD-Projekts, das sich sehen lassen kann. Denn an der besagten Brücke nagte unumkehrbar der Zahn der Zeit. Zwar noch nicht einsturzgefährdet, war sie doch marode genug, um eine Entscheidung über Abriss oder Sanierung zu fordern. Und diese Entscheidung war keine leichte. Denn die Brücke, die den Main-Donau-Kanal passiert, dient nicht nur als Verkehrsverbindung der beiden Ortsteile Atzenhof und Unterfarnbach, sondern auch als Trägerobjekt für mannigfaltige Versorgungsleitungen der Stadt, von Strom bis Telekommunikation. Außerdem ist der Main-Donau-Kanal eine der bedeutendsten Wasserstraßen der Region. Und genau hier kam die grabenlose HDD-Technik ins Spiel.




 
Ein Düker für die Mehrfachversorgung
Über die Brücken-Frage war sich die Stadt Fürth nicht gleich einig. Klar war jedoch: Egal, ob Abriss oder Sanierung – für die 128.000 Fürther Bürger sollte während der Bauarbeiten die ununterbrochene Versorgung mit Strom, Internet und Telekommunikation gewährleistet sein. Mit dieser Aufgabe wurde die infra fürth GmbH betraut, ein privatrechtliches Kommunalunternehmen, das in Fürth für die Versorgungs- und Netzdienstleistungen verantwortlich ist. Die infra fürth GmbH erkannte sofort, dass hierfür nur eine Möglichkeit infrage kam: die Unterquerung des Main-Donau-Kanals via Düker und die unterirdische Verlegung sämtlicher betreffender Versorgungsleitungen.

Kein kleines Unterfangen – abgesehen vom eigentlichen Bauvorhaben sollten bereits im Vorfeld allerlei kleiner und großer bürokratischer Variablen berücksichtigt werden, die von wasserrechtlichen Auflagen über Umwelt- und Naturschutz bis hin zu Grundstücksverhältnissen reichten. Auch die
Beschaffenheit des Baugrunds offenbarte sich als
Herausforderung. Abrasiver Sandstein sowie sehr zähe und
ebenso kompakte Tonschichten würden nicht nur schweres
Geschütz erfordern, sondern auch ein Höchstmaß an
fachmännischem Know-how.




 
Herausragende Expertise trifft hochklassiges Equipment
Für die eigentliche Leitungsverlegung fiel deshalb die Entscheidung der infra fürth GmbH auf die Hauck Tiefbau GmbH, ein regional ansässiges Familienunternehmen, das zwischen Bamberg und Coburg sitzt und über rund 50 Jahre Erfahrung verfügt. Auch im grabenlosen Bauen gilt Hauck als Spezialist, der hochmoderne Technik mit dem hervorragenden Equipment aus dem firmeneigenen Maschinen- und Fuhrpark kombiniert. In diesem Fall jedoch wurde ein besonders leistungsstarkes und zuverlässiges Gerät gebraucht: Das Horizontalspülbohrgerät sollte über eine Länge von 200 m und in einer Tiefe von 26 m eine kabelgeführte Pilotbohrung mit Ø 170 mm vornehmen; aufgrund der engen Grundstücksverhältnisse noch dazu in einem besonders steilen Einfallswinkel in der Startgrube. Hauck entschied sich deshalb für das Horizontalspülbohrgerät GRUNDODRILL 28Nplus von TRACTO. Nachdem alle Vorkehrungen getroffen waren, durfte es schließlich losgehen.

Unterquerung mit dem GRUNDODRILL 28Nplus
Die Pilotbohrung von Ufer zu Ufer gestaltete sich dann tatsächlich herausfordernd. Der GRUNDODRILL 28Nplus war für das kabelgeführte Bohren mit Mudmotor und PDC-Meißel umgerüstet worden, so dass ein ganzes Bündel verschiedener Kabelschutzrohre eingezogen werden konnte. Dabei musste wegen der engen Grundstücksverhältnisse ein ziemlich  

 

WAS IST EIGENTLICH EIN DÜKER? 

Seinen Ursprung hat das Wort „Düker“ im Niederdeutschen und bedeutet im Niederländischen auch heute noch „Taucher“. Im Tiefbau ist ein Düker eine Druckleitung zur Unterquerung eines überirdischen Hindernisses, bspw. einer Straße, eines Flusses oder einer Bahntrasse. Die Druckleitung kann u. a. eine Gas- oder Abwasserleitung sein oder, wie in diesem Fall, ein Mantelrohr für Versorgungsleitungen.
 
 
 
steiler Einstichwinkel (55 %) gewählt werden, um rechtzeitig die notwendige, vorgegebene Mindesttiefe unter den Kanal zu erreichen. Team und Technik nahmen die Hürde mit Bravour. Nachdem der GRUNDODRILL eine Tiefe von 26 m erreicht hatte, arbeitete sich der Bohrkopf Meter um Meter vorwärts. Jetzt machte sich der anspruchsvolle Untergrund bemerkbar. Die Wechsellagerung des abrasiven Sandsteins und der kompakten Tonschichten waren werkzeug- und spülungstechnisch nur schwer beherrschbar. Mit einem durchschnittlichen Spülungsbedarf von 300 l/min. ging es langsam aber stetig voran. Und irgendwann war das gegenüberliegende Ufer erreicht.

Es folgten insgesamt sechs Aufweitungsvorgänge – der Bohrkopf wurde hierbei gegen einen Backreamer ausgetauscht – auf einen finalen Bohrlochdurchmesser von 700 mm. Nach einem Cleaning-Run konnte das Schutzrohr mit Wasser befüllt und eingezogen werden; im Anschluss wurden die verschiedenen Kabel und Versorgungsleitungen eingezogen und an die freigelegten Bestandstrassen an beiden Seiten des Main-Donau-Kanals angebunden.

Für das gesamte Bauvorhaben – Baustelleneinrichtung, Pilotbohrung, Aufweitgänge, Einzüge von Mantelrohr und Schutzrohren, Verdämmung und Tiefbau für die Umbindung – brauchte es nur knapp zwei Monate.

Dank der guten Planung der infra fürth GmbH, der fachgerechten Ausführung durch das Hauck’sche Bohrteam und dank der Power und Präzision des GRUNDODRILL 28Nplus wurde die Versorgung mit Strom, schnellem Internet und Telekommunikation für die Einwohner von Fürth mit nur einem Bauvorhaben für die Zukunft sichergestellt. Neue Wege zu beschreiten ist manchmal die beste Option.
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